Ein repräsentativer Teil der Mitglieder der Bietergruppe meldet auf freiwilliger Basis seine Handelsgeschäfte in Bundeswertpapieren (Bubills, Schätze, Bobls, Bunds, Grüne und inflationsindexierte Bundeswertpapiere) – kategorisiert nach gehandeltem Bundeswertpapier-Typ, nach Region und Institutionsform des Handelspartners. Anhand der Handelsvolumina und Nettopositionen lassen sich daraus grobe Strukturen des Sekundärmarktgeschäfts erkennen.
So entspricht bspw. eine Nettoposition von -22 Mrd. Euro ggü. Brokern einer um 22 Mrd. Euro höheren Summe von Käufen der Bieterbanken bei Brokern als Verkäufen an Broker. Die hier veröffentlichten Handelsdaten sind vorläufig, da verspätete Nachmeldungen zu Korrekturen führen können.
Handelsvolumen im Jahresvergleich 2022 vs. 2021
Mrd. € | 2022 | 2021 |
---|---|---|
(Brutto-)Handelsvolumen | 6.636 | 4.831 |
Netto-Handelsvolumen | 319 | 352 |
Den stärksten Anstieg der Handelsumsätze seit Statistikbeginn konnten Bundeswertpapiere im Jahr 2022 verbuchen. Gegenüber dem Vorjahr wurden 37 % mehr Bundeswertpapiere umgesetzt. Das Handelsvolumen von 6.636 Mrd. € ist das dritthöchste der 2005 beginnenden Zeitreihe. Lediglich in den beiden ersten Jahren der Statistik wechselten mit 7.318 Mrd. € (2005) und 6.942 Mrd. € (2006) mehr Bundeswertpapiere den Besitzer.
Da sich im Jahresverlauf das Volumen der handelbaren Bundeswertpapiere (ohne Eigenbestand des Bundes) lediglich um 5 % auf 1.505 Mrd. € erhöhte, zeigt dies eine echte Zunahme der Handelsaktivitäten. Die Umschlagshäufigkeit, welche angibt, wie oft ein Bundeswertpapier im Schnitt seinen Besitzer wechselt, nahm entsprechend deutlich von 3,4 im Vorjahr auf 4,4 in 2022 zu.
Nach dem Rekordjahr 2021 führte 2022 das zweithöchste Emissionsvolumen der Statistik in Höhe von 449 Mrd. € ebenso zum zweithöchsten Nettohandelsumsatz von 319 Mrd. €.
Finanzierungsinstrumente 2022
Handelsvolumen - Instrumente
Der Handel im Geldmarktbereich mit Unverzinslichen Schatzanweisungen stieg 2022 bereits das fünfte Jahr in Folge – alleine die letzten drei Jahre markierten jeweils neue Rekordwerte. In der gerade mal drei Jahre umfassenden Historie der Grünen Bundeswertpapiere erreichte ihr Handelsvolumen 2022 ebenfalls einen neuen Höchstwert. Auf sie entfällt seit Erstemission 2020 jedoch gerade einmal 1 % des Handelsvolumens aller Bundeswertpapiere. Die höchsten prozentualen Zuwächse im Handel erzielten 2022 Bundesschatzanweisungen. Nachdem sie 2021 noch die niedrigsten Umsätze seit Statistikbeginn verzeichneten, verdoppelte sich ihr Handelsvolumen auf das höchste Niveau seit 2008. Dank ihrer Vergleichsweise kurzen zweijährigen Laufzeit wurden sie von Investoren im Umfeld der jüngsten Leitzinserhöhungen verstärkt gehandelt. Der Handel mit Bundesobligationen legte um zwei Drittel zu, die traditionell umsatzstärksten 10-jährigen Bundesanleihen wurden um ein Viertel mehr gehandelt. Der Anteil Letzterer am gesamten Handelsvolumen über alle Bundeswertpapiere fiel 2022 auf 45 %. Obwohl den zehnjährigen auch die Umsätze mit 7- und 15-jährigen Bundesanleihen zugerechnet werden, ist dies der geringste Anteil seit Statistikbeginn. Von den 30-jährigen Bundesanleihen wurden 28 % mehr umgesetzt – sie erreichen 2022 die zweithöchsten Umsätze seit 2005. Einzig der Handel mit inflationsindexierten Bundeswertpapieren nahm um 8 % ab.
Brutto-Handel (in Mrd. €) | 2022 | 2021 |
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Bobl | 1.197 | 715 |
Bubill | 645 | 557 |
Bund10 | 2.997 | 2.392 |
Bund30 | 624 | 487 |
Green | 75 | 52 |
ILB | 151 | 163 |
Schatz | 946 | 464 |
Netto-Handelsvolumen - Instrumente
Insgesamt bewegte sich der Nettohandel bzw. Nettoabsatz über alle Bundeswertpapiere hinweg 2022 weiterhin auf hohem Niveau. Den prozentual höchsten Zuwachs erzielten Grüne Bundeswertpapiere mit 20 %. Abslout änderte diese relative Zunahme auf niedrigem Niveau jedoch nichts am gehandelten Volumen von 4 Mrd. €. Per Saldo wurden 11 % mehr Schätze abgesetzt, was dagegen einer Zunahme von 5 Mrd. € entspricht. Minimal höher lag der Nettoabsatz bei Bund30.
Marginal weniger wurden per Saldo Bobls verkauft. Um 11 % ging der Nettoabsatz bei Bubills zurück, um 16 % bei Bund10 - beide jedoch von statistischen Höchstwerten im Vorjahr ausgehend. Einen sehr deutlichen Rückgang auf das geringste Niveau seit Statistikbeginn verzeichneten ILB, von denen 2022 nur noch rund 10 % des Vorjahresvolumens von der Bietergruppe an andere Investoren verkauft wurden.
Netto-Handel (in Mrd. €) | 2022 | 2021 |
---|---|---|
Bobl | 29 | 30 |
Bubill | 166 | 186 |
Bund10 | 58 | 70 |
Bund30 | 12 | 12 |
Green | 4 | 4 |
ILB | 1 | 7 |
Schatz | 49 | 44 |
Regionen 2022
Handelsvolumen - Regionen
Beim Blick auf die Regionen konnten Handelspartner aus Amerika bei einem um 75 % höheren Handelsvolumen die größten Zuwächse für sich verbuchen. Zugleich handelten sie mit erstmals über 1 Bio. € so viele Bundeswertpapiere wie nie zuvor seit Statistikbeginn. Seit 2013 sind sie durchgängig vor Asien drittwichtigste Handelsregion. Die Umsätze mit asiatischen Kontrahenten erhöhten sich 2022 um 22 %. Die seit 18 Jahren zweitumsatzstärksten Kontrahenten aus dem Euroraum handelten 2022 lediglich 17 % mehr Volumen, während die aktivsten Handelspartner aus dem übrigen Europa (Staaten außerhalb des Euroraums) 41 % mehr umsetzten. Der vermutlich durch Brexit und insbesondere EZB-Kaufprogramm beförderte, über die letzten Jahre erkennbare Trend der Verlagerung von Umsätzen aus dem übrigen Europa in den Euroraum wurde 2022 damit vorerst gestoppt. Kontrahenten aus Afrika und arabischen Staaten setzten zusammen weniger als 1 % der Bundeswertpapiere um.
Brutto-Handel (in Mrd. €) | 2022 | 2021 |
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Afrika | 3 | 3 |
Amerika | 1.231 | 702 |
Arabische Staaten | 13 | 14 |
Asien | 366 | 301 |
Euroraum | 1.648 | 1.414 |
übriges Europa | 3.374 | 2.398 |
Netto-Handelsvolumen - Regionen
Die Nettokäufe von Bundeswertpapieren im Euroraum erreichten 2022 bei weitem nicht mehr ihren Rekordwert von 242 Mrd. € aus dem Vorjahr. Trotzdem markierten sie bei 156 Mrd. € ihr zweithöchstes Niveau seit Statistikbeginn und übertrafen damit erneut die Käufe aus allen anderen Regionen. Unter diesen erzielten einzig die Kontrahenten aus dem übrigen Europa per Saldo ein dreistelliges Kaufvolumen von 105 Mrd. € – gegenüber dem ungewöhnlich schwachen Vorjahr ein Plus von 69 Mrd. € und zugleich der höchste Zuwachs unter allen Regionen.
Asiatische Kontrahenten, die 2021 noch Käufe in Rekordhöhe von 87 Mrd. € tätigten, begnügten sich 2022 mit 38 Mrd. €. Nachdem amerikanische Kontrahenten 2021 per Saldo noch 13 Mrd. € Bundeswertpapiere verkauften, wechselten sie 2022 mit 14 Mrd. € auf die Käuferseite. Seit 2018 spiegelt sich dieser Gleichlauf in den Salden auch bei den Hedgefonds als Kontrahenten wieder, so dass amerikanischen Hedgefonds in beiden Kategorien eine gewisse Bedeutung zukommen dürfte.
Netto-Handel (in Mrd. €) | 2022 | 2021 |
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Afrika | 1 | 1 |
Amerika | 14 | -13 |
Arabische Staaten | 4 | -1 |
Asien | 38 | 87 |
Euroraum | 156 | 242 |
übriges Europa | 106 | 36 |
Institutionen 2022
Handelsvolumen - Institutionen
Asset Manager waren 2022 das dritte Jahr in Folge die aktivsten Kontrahenten im Handel mit Bundeswertpapieren – nach einem Umsatzplus von 55 % nun aber mit deutlicherem Abstand zur „Konkurrenz“. Mit über 2 Bio. € setzten sie so viele Bundeswertpapiere um wie nie zuvor seit Statistikbeginn. Die beiden anderen traditionell handelsstarken Kontrahenten, Broker und Banken, erhöhten ihre Umsätze um je rund ein Drittel. Die deutlichste Zunahme im Handelsvolumen um fast 80 % gelang jedoch den Hedgefonds, die nun fast gleichauf mit den Banken bei einem Umsatzvolumen von rund 1 Bio. € liegen. 2022 tätigten Hedgefonds bereits das zweite Jahr in Folge Rekordumsätze. Nach etwas mehr als 2 % in 2009 stieg ihr Anteil am Handel aller Kontrahenten inzwischen auf 15 %. Auf niedrigerem Niveau erhöhten ebenso Pensionsfonds, Sonstige und Versicherungen ihre Handelsaktivitäten – einzig die Zentralbanken handelten 6 % weniger Bundeswertpapiere.
Brutto-Handel (in Mrd. €) | 2022 | 2021 |
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Asset Manager | 2.057 | 1.325 |
Banken | 1.018 | 776 |
Broker | 1.672 | 1.261 |
Hedgefonds | 988 | 551 |
Pensionsfonds | 87 | 79 |
Sonstige | 60 | 54 |
Versicherungen | 49 | 38 |
Zentralbanken | 706 | 748 |
Netto-Handelsvolumen - Institutionen
Das beeindruckende Comeback der Asset Manager beim Bruttohandel ist ebenso in ihrer wieder erstarkten Rolle als Nettokäufer sichtbar. Die höchsten Zuwächse beim Nettohandelsvolumen unter allen Kontrahenten (65 Mrd. €) gegenüber 2021 verhalfen den Asset Managern zugleich zu ihrem bisher höchsten Kaufsaldo von 91 Mrd. €. Seit 2006 aktivster Nettokäufer blieben allerdings auch 2022 die Zentralbanken mit 228 Mrd. €. Obwohl diese Käufe stattliche 162 Mrd. € niedriger als Vorjahresrekordwert ausfielen, sind es immer noch die zweithöchsten Zentralbankkäufe seit Statistikbeginn. Auf knapp ein Viertel dessen summierten sich per Saldo dagegen die Nettokäufe der Banken in Höhe von 56 Mrd. €. Doch auch hier handelt es sich um den dritthöchsten Wert seit 2005, eine Zunahme um 34 Mrd. € gegenüber 2021. Hedgefonds traten nach Nettoverkäufen von 5 Mrd. € im Vorjahr 2022 als Nettokäufer in Höhe von 10 Mrd. € auf. Sonstige, Pensionsfonds und Versicherungen blieben mit zwischen 7 und 17 Mrd. € wenig verändert auf der Nettokäuferseite, wobei Pensionsfonds und Versicherungen 2022 per Saldo jeweils ihre zweithöchsten Käufe seit Statistikbeginn tätigten.
Netto-Handel (in Mrd. €) | 2022 | 2021 |
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Asset Manager | 91 | 26 |
Banken | 56 | 22 |
Broker | -98 | -111 |
Hedgefonds | 10 | -5 |
Pensionsfonds | 217 | 15 |
Sonstige | 7 | 8 |
Versicherungen | 8 | 5 |
Zentralbanken | 228 | 391 |