Umsätze am Sekundärmarkt

Die regemäßig von den Bieterbanken gemeldeten Umsätze in Bundeswertpapieren liefern einen indikativen Einblick in die Struktur des Sekundärmarkts der Bundeswertpapiere.

Ein repräsentativer Teil der Mitglieder der Bietergruppe meldet auf freiwilliger Basis seine Handelsgeschäfte in Bundeswertpapieren (Bubills, Schätze, Bobls, Bunds, Grüne und inflationsindexierte Bundeswertpapiere) – kategorisiert nach gehandeltem Bundeswertpapier-Typ, nach Region und Institutionsform des Handelspartners. Anhand der Handelsvolumina und Nettopositionen lassen sich daraus grobe Strukturen des Sekundärmarktgeschäfts erkennen.

Das Bruttohandelsvolumen ergibt sich aus der Addition der gemeldeten Verkaufs- und Kaufvolumina der Mitgliedsbanken. Das Netto-Handelsvolumen ist der Saldo aus Verkäufen minus Kaufvolumen.

So entspricht bspw. eine Nettoposition von -22 Mrd. Euro ggü. Brokern einer um 22 Mrd. Euro höheren Summe von Käufen der Bieterbanken bei Brokern als Verkäufen an Broker. Die hier veröffentlichten Handelsdaten sind vorläufig, da verspätete Nachmeldungen zu Korrekturen führen können.

Handelsvolumen im Vergleich 1. Halbjahr 2023 vs. 1. Halbjahr 2022

Mrd. €01/202201/2023
(Brutto-)Handelsvolumen3.4293.612
Netto-Handelsvolumen161,4199,1

Im ersten Halbjahr 2023 übertrafen die Handelsumsätze in Höhe von 3.611 Mrd. € noch einmal jene des bereits handelsintensiven ersten Halbjahrs 2022 um 186 Mrd. € bzw. 5 %. Gleichzeitig erhöhte sich das ausstehende Volumen der Bundeswertpapiere (exklusive Eigenbestand des Bundes) um vergleichbare 7 %. Gegenüber dem zweiten Halbjahr 2022 ergab sich ein Umsatzplus von 12 %.

Traditionell führen die Urlaubsmonate im Sommer sowohl zu geringerer Emissions- als auch Handelstätigkeit in den zweiten Halbjahren. Die Handelsumsätze des ersten Halbjahres 2023 werden daher im Folgenden mit den Halbjahresdaten 2022 verglichen.

Das bisher höchste jemals ausstehende Volumen an Bundeswertpapieren dürfte ein wesentlicher Faktor für die bereits seit eineinhalb Jahren deutlich stärkeren Handelsaktivitäten sein. Außerdem begünstigend wirkt der signifikante Anstieg der Renditen. Diese legten bspw. im bedeutenden 10-jährigen Laufzeitbereich zwischen den letzten ersten Halbjahren um mehr als 1 Prozentpunkt zu.

Auch das im Jahresverlauf 2022 begonnene Zurückfahren der beiden EZB-Kaufprogramme dürfte perspektivisch zu einem noch regeren Handel beitragen, da zu erwarten ist, dass zunehmend mehr zinssensitive und handelsfreudigere Investoren die Zentralbank als Nettokäuferin ersetzen werden.

Die Rekordmarke beim Emissionsvolumen im ersten Halbjahr 2021 hatte nicht lange Bestand. Nach zwei Halbjahren mit nur unwesentlich geringeren Emissionsaktivitäten wurden im ersten Halbjahr 2023 erneut so viele Bundeswertpapiere wie noch nie begeben. Nahezu parallel vollzog sich diese Entwicklung beim Nettohandelsvolumen, das vom Hoch bei mehr als 178 Mrd. € im ersten Halbjahr 2021 nun auf rund 199 Mrd. € zulegte. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 beträgt der Zuwachs 35 Mrd. € bzw. 21 %.

Finanzierungsinstrumente 1. Halbjahr 2023

Handelsvolumen - Instrumente

Im ersten Halbjahr 2023 wurden gleich für vier Bundeswertpapiertypen die höchsten Umsätze der bis 2005 zurückreichenden Statistik gemeldet: Unverzinsliche Schatzanweisungen (Bubill) wurden im Volumen von 373 Mrd. € um 30 % mehr gehandelt als noch im ersten Halbjahr 2022. Schon im zweiten Halbjahr 2022 erreichten sie ein Rekordvolumen von 359 Mrd. €. Bundesschatzanweisungen (Schatz) verzeichneten im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 mit 33 % auf 574 Mrd. € die höchsten Zuwächse unter allen Bundeswertpapiertypen. Bundesobligationen (Bobl) wurden um ein Viertel mehr im Volumen von 763 Mrd. € gehandelt. Ebenso Rekordumsätze wurden in Grünen Bundeswertpapieren (Green) getätigt – seit Erstbegebung bereits das sechste Halbjahr in Folge. Sie umfassen mittlerweile Ursprungslaufzeiten von 5, 10 und 30 Jahren und heben sich damit etwas von den übrigen kurz- bis mittelfristigen Papieren mit Zugewinnen im Handel ab.

Ein hier nicht abgebildeter Blick auf die Handelsumsätze nach Restlaufzeiten bestätigt die Zweiteilung und zeigt deutlich zweistellige Umsatzzuwächse im Bereich von eins bis drei Jahren, kaum Veränderungen für 5 und 7 Jahre und geringe zweistellige Einbußen für Restlaufzeiten zwischen 10 und 20 Jahren, einen einstelligen Rückgang für Papiere mit 30 Jahren Restlaufzeit.

Entsprechend fiel der Umsatz mit ursprünglich 10-jährigen Bundesanleihen (Bund10), in den auch die 7- und 15-jährigen Anleihen eingerechnet werden, im Halbjahresvergleich 2022/2023 um 10 % auf 1.473 Mrd. €. 10-jährige Bundesanleihen sind nach wie vor die bedeutendsten Bundeswertpapiere. Ihr Anteil am Handelsvolumen aller Bundeswertpapiere von zuletzt 41 % ist jedoch der niedrigste seit Statistikbeginn. Der Rückgang im Handel fällt mit 6 % für 30-jährige Bundesanleihen (Bund30) geringer aus. Das hier erzielte Volumen von 324 Mrd. € ist jedoch das vierthöchste der Zeitreihe, was stark aus der Verdoppelung ihres Emissionsvolumens im Gesamtjahresvergleich 2022/2023 resultieren könnte. Größter Verlierer im Halbjahresvergleich der Umsätze sind die inflationsindexierten Bundeswertpapiere mit Ursprungslaufzeiten zwischen 10 und 30 Jahren. Sie verlieren fast ein Viertel des Umsatzes auf 62 Mrd. €.

Brutto-Handel (in Mrd. €)1/20221/2023
Bobl611764
Bubill287373
Bund101.6361.473
Bund30346324
Green3742
ILB8162
Schatz430574

Netto-Handelsvolumen - Instrumente

Wie seit 2020 und bereits vor 2016 dominieren die Unverzinslichen Schatzanweisungen (Bubill) am Geldmarkt mit 79 Mrd. € den Nettoabsatz im ersten Halbjahr 2023. Unter allen Bundeswertpapieren die zweithöchsten Nettoabsätze sowie gleichzeitig ein Zeitreihenhöchstwert stellte sich bei den zehnjährigen Bundesanleihen (Bund10) ein: 51 Mrd. €. Dies sind zugleich 63 % mehr als vor Jahresfrist. Bundesschatzanweisungen (Schatz) und Bundesobligationen (Bobl) wurden per Saldo in Höhe von 25 bzw. 23 Mrd. € von den Bieterbanken an andere Kontrahenten verkauft. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 bedeutet dies einen Rückgang um 24 % bzw. bei den Obligationen einen Zuwachs von 26 %. 30-jährige Bundesanleihen (Bund30) erreichten zum Halbjahr 2023 mit 16 Mrd. € einen Höchstwert – ein Plus von 86 % gegenüber 2022. Auf 5 Mrd. belaufen sich die Nettoverkäufe von inflationsindexierten Bundeswertpapieren (ILB), bei denen sich ein Jahr zuvor noch Käufe und Verkäufe ungefähr die Waage hielten. Wie schon 2022 wurden etwas mehr Grüne Bundeswertpapiere (Green) von anderen Kontrahenten an die Bieterbanken verkauft als umgekehrt.

Netto-Handel (in Mrd. €)1/20221/2023
Bobl18,623,5
Bubill73,778,7
Bund1031,651,5
Bund308,415,7
Green-0,9-0,2
ILB-0,15,1
Schatz32,924,9

Institutionen 1. Halbjahr 2023

Handelsvolumen - Institutionen

Auf der Kontrahentenseite setzen die Asset Manager  als Handelspartner ihr Comeback das dritte Halbjahr in Folge fort: Sie handelten Bundeswertpapiere im Volumen von nahe 1.000 Mrd. € - zuletzt auf dem Rekordniveau von 1.120 Mrd. €. Die bis 2019 bedeutendsten Kontrahenten „Broker“, zu denen auch Umsätze über elektronische Handelssysteme gemeldet werden, handelten mit einem Volumen von 945 Mrd. € so viel, wie zuletzt 2013. Um 24 % legten die Umsätze mit Banken, den drittwichtigsten Händlern von Bundeswertpapieren, auf 648 Mrd. € zu. Ebenso wie Asset Manager verzeichneten Hedgefonds in den vergangenen drei Halbjahren die höchsten Umsätze seit Statistikbeginn. Das erste Halbjahr 2023 markiert mit 489 Mrd. € darunter das beste Handelsergebnis.

Mit Zentralbanken wurde im ersten Halbjahr 2023 ein Volumen von 309 Mrd. € gehandelt. Das sind 18 % weniger als noch vor Jahresfrist und damit der größte Rückgang unter allen Kontrahenten. Pensionsfonds, Versicherungen und Sonstige machen in Summe weniger als 5 % der Gesamtumsätze aus. Allerdings tätigten Pensionsfonds im vergangenen Halbjahr die höchsten Umsätze seit 2012 – der Anstieg von 28 % gegenüber dem Vorjahreshalbjahr auf 52 Mrd. € ist der höchste unter allen Kontrahenten.

Brutto-Handel (in Mrd. €)1/20221/2023
Asset Manager1.0681.120
Banken523648
Broker880945
Hedgefonds482489
Pensionsfonds4152
Sonstige3329
Versicherungen2320
Zentralbanken380310

Netto-Handelsvolumen - Institutionen

Noch führen die Zentralbanken mit 83 Mrd. € im ersten Halbjahr 2023 die Liste der wichtigsten Nettokäufer an. Doch der Rückgang von 43 % zum ersten Halbjahr 2022 und seit 2021 stetig zunehmende Nettokäufe der Asset Manager, zuletzt in Höhe von 69 Mrd. €, könnten auf eine baldige Ablösung hindeuten. Ebenso wie die Asset Manager erreichen auch Banken (45 Mrd. €) und Hedgefonds (46 Mrd. €) zum Halbjahr 2023 neue Spitzenwerte bei den Nettokäufen. Während Banken typischerweise zu den drei bedeutendsten Nettokäufern zählen, sind Hedgefondskäufe auf diesem außerordentlich hohen, neunfachen Niveau des Vorjahres, neu.  Es folgen mit deutlichem Abstand Pensionsfonds mit 7 Mrd. € an Nettokäufen, Sonstige mit 4 Mrd. € und Versicherungen mit 3 Mrd. €.

Netto-Handel (in Mrd. €)1/20221/2023
Asset Manager42,369,0
Banken22,644,9
Broker-57,5-57,0
Hedgefonds4,945,9
Pensionsfonds3,07,1
Sonstige2,83,6
Versicherungen1,52,9
Zentralbanken144,782,6

Regionen 1. Halbjahr 2023

Handelsvolumen - Regionen

Analog zu den Handelsrekorden der Hedgefonds bewegen sich in der regionalen Verteilung die Umsätze mit Amerika auf historischen Höchstwerten um etwa 600 Mrd . €. Die traditionell bedeutendsten Handelspartner sitzen weiterhin in Europa, jedoch außerhalb des Euroraums. Sie standen zuletzt für ein Volumen von 1.815 Mrd. € und damit genau die Hälfte des Handels aller Regionen, der höchste Wert seit 2013.

Auf nahezu unverändertem Halbjahresniveau bewegten sich die Umsätze mit Asien. Dagegen legte der Handel der zweitwichtigsten Kontrahenten im Euroraum um 15 % auf 991 Mrd. € zu. Höhere Umsätze wurden hier nur in den Jahren 2005 und 2006  getätigt. Afrika verzeichnet einen deutlichen Handelsrückgang während die arabischen Staaten mehr als doppelt so viel handeln als noch im ersten Halbjahr 2022 und das dritthöchste Niveau seit Statistikbeginn erreichen. Beide Regionen stehen aber für weniger als 1 % des Handels insgesamt.

Brutto-Handel (in Mrd. €)1/20221/2023
Afrika11
Amerika638596
Arabische Staaten715
Asien197195
Euroraum867991
übriges Europa1.7181.815

Netto-Handelsvolumen - Regionen

Die außergewöhnlich hohen Käufe der Hedgefonds spiegeln sich auch in der regionalen Verteilung wieder: Erstmals seit 2019 ist Amerika mit Abstand wieder zweitstärkste Absatzregion. Nach 4 Mrd. € Nettoverkäufen im ersten Halbjahr 2022 stellen 49 Mrd. € Nettokäufe ein Jahr später für Amerika einen neuen Höchstwert dar. Der ist jedoch nur etwa halb so hoch, wie die Nettokäufe aus dem übrigen Europa. Dort kam es zu einem Zuwachs von 58 % auf das Rekordniveau von 97 Mrd. €.

Während die Nettokäufe aus Asien nur marginal von 23 auf 21 Mrd. sanken, fielen sie im Euroraum um mehr als 60 % auf 31 Mrd. €, den niedrigsten Wert seit 2019.

Netto-Handel (in Mrd. €)1/20221/2023
Afrika0,30,3
Amerika-4,149,4
Arabische Staaten2,3-0,1
Asien23,021,5
Euroraum81,331,1
übriges Europa61,596,9